Ferien in Syrien – ein Fazit

Drei Wochen zu dritt in Syrien mit einem knapp 2-jährigen Kind liegen nun hinter uns. Wir sind gesund und gut erholt zurück im nassen kalten Deutschland. Waren die Sorgen unserer Mitmenschen nun unbegründet oder hatten wir einfach nur Glück?

Ich meine, dass Syrien tatsächlich ein empfehlenswertes, schönes und sicheres Reiseland ist. Objektiv sicherer als beispielsweise Ägypten, wo ich persönlich wegen der Touristenbus-Karawanen mit Polizeischutz derzeit nicht hinfahren möchte. Schön und interessant ist es auf jeden Fall auch, schliesslich ist dort die sprichwörtliche Wiege der Zivilisation. Damaskus gilt als die am längsten durchgängig besiedelte Stadt der Welt.

Das mit Abstand größte Problem ist der Strassenverkehr, mit mieserabler Luftqualität, völliger Ignoranz der Bedürfnisse von Fussgängern und für Mitteleuropäer nicht nachvollziehbarem Chaos und Dauerhupen. Sobald man aber als Passagier ins Auto steigt, fühlt man sich erstaulich sicher und lässt sich vom Gottvertrauen des Fahrers anstecken.

Bleiben die Mentalitätsunterschiede, mit denen man entweder für die Zeit des Urlaubs leben können muss oder aber besser zu Hause bleibt. Drei Beispiele:

– Für Syrer ist Lego Duplo wahrscheinlich genauso sinnloses Spielzeug wie bunte Plastikpistolen für 2-jährige es in unseren Augen sind. Jedenfalls haben die Eltern beider Seiten ähnlich verständnislos auf das Spiel der jeweils anderen Kinder geschaut

– Eine volle Windel in eine Tüte zu stecken und dann in einen Mülleimer im Zug zu werfen ist offensichtlich genauso ekelhaft für Syrer, wie die syrische Entsorgung für uns: aus dem Fenster damit!

– Von Kathleen kommt noch eine treffende allgemeine Beobachtung: unser Individualismus vs. deren Konformismus. Während wir möglichst eigenständige Individuen abgeben wollen, ist in der syrischen Welt alles auf Gleich geschaltet: Beispielsweise tragen alle (!) 15- bis 20-jährigen Jungs die gleichen D&G- und Armani-Klamotten. Überall hört man die gleiche Arab-Pop-Musik. Da auch alle das Gleiche essen, braucht man auch keine Supermärkte, denn Alles, was es an verpackten Lebensmitteln gibt, passt in den Standard-4-Meter-breit-Laden.

Trotzdem – meine Empfehlung für einen kultuerellen und kulinarischen Tapetenwechsel auf Zeit: Mach mal Ferien in Syrien!

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