Guter Tourismus – schlechter Tourismus?

Wir sind inzwischen aus Georgien zurück und haben unsere negativen Testergebnisse – also keine Quarantäne. Bleibt die Frage: Ist touristisches Reisen heute noch verantwortbar in Anbetracht von Klimawandel und Pandemie? Meine Meinung: richtig gemacht unbedingt ja. Reisen bildet und weitet den Horizont. Wie sagte Alexander von Humboldt so schön: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.“

Richtig gereist kommt man klüger und reicher wieder als man gestartet ist. Wir versuchen schon immer, richtig und gut zu reisen, vor allem:
– keine Ziele wählen, an denen man nur Touristen trifft
– möglichst viel vor Ort zahlen und dabei große Unternehmen meiden
– wenig planen, überraschen lassen und spontan entscheiden
– Öffentliche Verkehrsmittel nutzen (das geht im Moment leider weniger gut, deshalb mussten wir hierbei Abstriche machen)
– so lange bleiben wie möglich, damit die Emissionen für die Anreise (sollte man außerdem kompensieren) möglichst viel Erlebnis bewirken

Auf schlechtes Reisen kann und sollte man möglichst verzichten – und das eigenlich schon immer – vor allem:
– Reisen zu den touristischen Hotspots der Welt, die bereits unter dem Ansturm leiden (momentan könnte man da eine Ausnahme machen, so leer wie heute sieht man z. B. Venedig wohl nie wieder)
– Urlaub in Clubs, die auf der ganzen Welt gleich aussehen und die man kaum verlässt
– Reisen in Gruppen, bei denen man keinen oder nur organisierten Kontakt zu Einheimischen bekommt
– Kurzreisen mit Flugzeugen (bekenne mich schuldig, ist mir auch schon unterlaufen)
– Kreuzfahrten (wenn dann auf kleineren Schiffen und zu Zielen abseits der Hauptrouten)

Ich für meinen Teil werde unbedingt weiter reisen und möchte mir – wie bereits im März geschrieben – von niemandem vorschreiben lassen, wann und wo ich meine Erholung und meine Horizonterweiterung suche. Momentan leiden viele Tausende kleine Tourismusunternehmer auf der ganzen Welt, weil die Touristen fortbleiben. Dabei ist es wohl derzeit in der Ferne teilweise leichter, Abstand zu anderen Menschen zu halten, als an überfüllten heimischen Zielen. Wir haben es in Georgien dabei sehr einfach gehabt. Und: bei jeder bezahlten Unterkunft, Restaurantrechnung etc. hatten wir das Gefühl, das unser Geld bei Menschen ankommt, die dies derzeit besonders gebrauchen können.

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