Fortsetzung zu Shanghai, 22.-26.10.2004
Shanghai ist der Endpunkt unserer gemeinsamen Reise. Hier trennen sich die Wege: ein paar Kollegen fahren noch zu anderen Zielen in China und Korea weiter, andere fliegen nach und nach zurück. Ich treffe hier auf Kathleen, mit der ich ein paar Tage Urlaub machen und unsere Freunde in Hong Kong besuchen möchte.
Die Aktion „Kathleen-vom-Flughafen-abholen“ geht reichlich schief. Am Samstag vormittag kaufe ich Zugtickets nach Hong Kong, rechne aber nicht damit, bar zahlen zu müssen. Dass mein Geld gerade so reicht (mir bleiben 24 Yuan) halte ich anfangs für Riesenglück. Aber wie das so ist, wenn man ganz dringend ne Bank braucht, gibts es natürlich selbst in der Finanzmetropole Shanghai keine. Ich versuche mein Glück erfolglos bei 10 Geldautomaten. Bilanz: 0 Yuan. Als es wirklich Zeit wird, zum Flughafen zu fahren, tausche ich meine paar Notfall-Dollar, um wenigstens das Transrapid-Ticket bezahlen zu können. Der deutsche Wunderzug heißt hier „Maglev“ und ist auf keinem ÖPNV-Plan eingezeichnet. Trotzdem ist er recht gut ausgelastet als ich damit fahre. Anscheinend wird er aber vor Allem als Hightech-Attraktion für Familienausflüge, weniger als Verkehrsmittel verwendet. Als ich fast pünktlich am Flughafen ankomme, bin ich doch viel zu spät, denn ihr Flug kam eine Stunde zu früh an! Wer rechnet denn bitte damit?
Shanghai hat einiges zu bieten: neben Shoppen als unsere Hauptaktivität gehen wir gern essen und haben noch einen sehr netten Diskoabend. Auch der ist nicht ganz einfach zu bekommen: Die zuerst von uns angepeilte Tropicana Bar (Lonely Planet-empfohlen) scheint der Bauwut zum Opfer gefallen zu sein. Als nächstes landen wir in einem Nachtclub mit beschränktem Unterhaltungswert für gemischtgeschlechtliche Besuchergruppen. Schließlich fahren wir dank der Beratung eines nettes jungen Einheimischen in ein Einkaufszentrum. 4. Stock: Rojam Disco. Techno, Hiphop — Top.
Andernabends gehen wir zwecks Kontrastunterhaltung ins Shanghai Grand Theater und schaun Ballet: Romeo und Julia. Auch nicht schlecht.
27.10.2004
Heute machen wir uns nach Starbucks-Frühstück (genug vom Hotel-Buffet!) auf den Weg zum Bahnhof. Als mittlerweile erfahrener China-Zug-Reisender glaube ich, mich auzukennen und verzichte aus Gewichtsgründen auf Reiseproviant. Kann man ja auch in JEDEM chinesischen Bahnhofs-Wartesaal, auf JEDEM Bahnsteig und in JEDEM Zug im Überfluss und mit einiger Auswahl kaufen. Aber DIESER Zug ist anders! Obwohl die Rückgabe von Hong Kong an China auch schon wieder 7 Jahre her ist, ist die Reise von China nach Hong Kong immer noch eine Auslandsreise: Passkontrolle und Zoll schon am Bahnhof. Zudem ist ab dem Wartesaal alles abgeriegelt, damit ja kein Chinese verloren geht. Blöderweise haben auch die sonst überall anzutreffenden Essenverkäufer keinen Zutritt. Auch die Bahnsteige auf den wenigen Unterwegshalten sind abgeriegelt – so in etwa müssen sich die Botschaftsflüchtlinge 1989 beim Transit durch die DDR gefühlt haben…
Im Zug ist das Essen eintönig: Nudeln nur zum Frühstück, ultrahartgekochte Eier, in Folie eingeschweißte Ente, naja: Hoffen auf Hong Hong!
Hi Al! Wir haben gerade nach Hinweis von Andreas dein Weblog gelesen und ziemlich abgelacht. Da hast du ja wieder eine Menge erlebt und anscheinend auch ein paar neue fachliche Anregungen erhalten. Die Geschichte über die Abzocke an der Großen Mauer war wirklich super, die müßtest du eigentlich in ner Zeitung veröffentlichen. Also, macht euch noch ein paar angenehme Tage, bis denne…
Wow, du bist ja richtig fleißig am Schreiben, Bruder.
Gefällt mir, weiter so und viel Spaß noch!