Archive for Januar, 2005

Wale in Sicht!

Samstag, Januar 29th, 2005

Nachdem wir nun schon verschiedene Arten von Pinguinen unterscheiden koennen und bei Robben am Strassenrand garnicht mehr anhalten, haben wir nun doch noch von einer weiteren, stark beeindruckenden, Tierbegegnung zu berichten: Pottwale!

Bei Kaikoura haben wir uns auf eine doch sehr massentouristische, gerade noch ertragbare Gruppentour zur Walbeobachtung begeben. Man faehrt zu je fuenfzig in einem Boot etwa 2…3 km vor die Kueste, wo das Meer hier schon unglaubliche 1000 m und tiefer ist. Da an diesem Kontinentalplattenrand kaltes, naehrstoffreiches Tiefenwasser aufsteigt, gibts hier unglaublich viel Kleingetier, Fische, Wasservoegel und eben auch Wale. Wir sehen insgesamt 3 von ihnen, die sich von den Booten, Flugzeugen und Hubschraubern anscheinend nicht sehr stoeren lassen. Einer ist wohl sogar im Wasser treibend eingeschlafen. Wale sind schon recht gigantisch, weitere Beschreibungsversuche entfallen hier. Selber anschaun.

Unsere Co-Touristen sind irgendwie auch recht amuesant, besonders den Chinesen (Hallo, Globalisierung!) bekommt die rauhe See gar nicht gut 🙂

The Beautiful South

Donnerstag, Januar 27th, 2005

In den letzten Tagen haben wir einige Male gutes Timing bewiesen und sind reich beschenkt worden. Der Reihe nach:
Auf unserer Fahrt in den Milford Sound haben wir erstmals recht dauerhaften Regen. Die Landschaft und vor allem die hunderte Wasserfälle kommen aber erst bei Regen so richtig zur Geltung.


Im Milford Sound

Wir haben eine Bootsfahrt entlang des Fjordes geplant und – Timing! – erreichen zufällig genau pünktlich zur Abfahrt des einzigen RICHTIGEN Schiffes neben vielen 0815-Sightseeing-Schüsseln den Pier. Die Fahrt ist super, die Szenerie Wahnsinn aber richtig staunen tun wir erst, als das Schiff draußen, wo das offene Meer beginnt, die Segel setzt und sehr angenehmen durch die Wellen kreuzt. Inzwischen hat der Regen aufgehört und wir trauen unseren Augen kaum, als sich plötzlich ein Schwarm Delphine zu uns gesellt! Später sehen wir noch ein paar Robben fast zum greifen nah faul auf den Felsen liegen und schließlich schaun wir noch ins Unterwasserobservatorium. Das ist eine Stahlröhre, die im Fjord verankert ist, und durch deren Sichtfenster man die Unterwasserwelt beobachten kann. Besser und bunter als jedes Aquarium.


Unter Segeln

Später fahren wir ganz in den Süden runter in eine Bucht namens Curio Bay. Dort sehen wir endlich unsere Pinguine: Gelbaugenpinguine haben hier an der Steilküste ihre Nester und kommen abends pünktlich an Land um ihre Jungen zu füttern und um Touristen als Fotomotiv zur Verfügung zu stehen:


Erste Sichtung: Gelbaugenpinguin. Besonders drollig auf dem dazugehörenden Video. Wie der watschelt!…

Das ist aber noch nicht das einzige Highlight: Hier gibt?s Delphine, die direkt am Strand in den Wellen spielen und uns beim baden direkt um die Füße schwimmen. Kathleen, die eigentlich nicht auf Wasserbewohner steht, ist kaum noch aus dem Wasser rauszubekommen und muss durch sanfte Überredung vor der drohenden Erkältung bewahrt werden.

Am folgenden Tag fahren wir nach Dunedin (sprich: Dun-iiidn) und – abermals Timing! – kommen gerade rechtzeitig zur Abfahrt eines lustigen historischen Zuges, der mit uns durch ein unbewohntes, grandioses Tal über Viadukte und durch Tunnel zuckelt. Erstaunlich, was für Eisenbahnlinien man damals für wirtschaftlich hielt.


Mit dem Zug durch die Taieri Gorge

Wieder einen Tag später wollen wir das Städtchen Oamaru besichtigen. Hier gibt es viele gut erhaltene Gebäude im Kolonialstil und der Ort liegt schön zwischen Hügeln am Meer. Der Zufall will, dass wir vor einer Bäckerei parken und – unglaubliches Timing! – gerade zum Ladenschluss reinspazieren. Wir sind glücklich, hier endlich mal richtiges deutsches Brot zu finden. Der Inhaber ist auch glücklich und schenkt uns die letzten 2 Baguettes noch dazu, damit er saubermachen kann.

Am gleichen Abend campieren wir an der Mündung eines größeren Flusses. Hier finden sich auch die Angler aus der Gegend ein, da es am Zusammenfluss von Süß- und Salzwasser besonders viele Fische gibt (ich hab auch nicht verstanden, wieso?) und außerdem die Lachse hier stromauf wandern. Die Herren sind sehr gesprächig und schenken uns am Morgen zum Abschied ein paar Fische, die noch ein wenig zappeln. Abends braten wir uns diese auf dem Campingkocher. Mit Broccoli. Lecker.

von Wellington nach Wanaka…

Donnerstag, Januar 20th, 2005

Jawoll, die Suedinsel ist schoen. Wir haben seit Auckland 1800 km zurueckgelegt. Unsere Stopps waren alle sehr nett bis supertoll. Nur Kathleen ist oft besorgt, da ich die Lagerplaetze Ihrer Meinung nach immer zu nah ans Wasser lege. Einmal hat sie auch schon Recht behalten: beihane haette uns die einlaufende Flut erwischt. Letzte Nacht war sie mal wieder aufgeregt. Diesmal befuerchtete Sie, der am Abend aufgekommene Sturm koennte uns in den See wehen. Ganz unbegruendet war auch diese Angst nicht…

Die Marlborough Sounds waren einer unserer liebsten Orte bisher. Hier haben wir uns ein Kanu geliehen und sind von Strand zu Strand gepaddelt.


In den Marlborough Sounds. Traumplatz mit „Fenster“ zum Wasser.


Auf einer Wanderung in den Sounds.

Seit drei Jahren wohnen wir nun schon am Fuss der Alpen, aber einen Gletscher haben wir seltsamerweise noch nicht gesehen. Das haben wir dann hier endlich nachgeholt.


Am Fusse des Franz-Joseph-Gletschers

Wirklich tolle Landschaften gibts es ja in Deutschland eigentlich auch, zugegeben. Nicht umsonst ist Deutschland ja auch beliebtes Reiseziel, zum Beispiel von Neuseelaendern (wenngleich das wohl hauptsaechlich am Oktoberfest liegt. Verstaendlich, das Bier ist hier nicht so doll bis stark gewoehnungbeduerftig). Der fuer mich auffaelligste Unterschied zu Deutschland jedoch ist: Bei uns steht an den schoensten Orten ne Villa mit nem hohen Zaun drum, in Neuseeland gibts dort einen Campingplatz.
Richtig, richtig toll gelegene Plaetze unterhaelt das DOC (Department of Conservation). Das sind meist einfache Wiesen mit nem Klo und einem Wasserhahn. In eine Vertrauenskasse wirft man umgerechnet 2,5 Euro pro Nacht und Nase.


DOC-Campingplatz am Lake Wanaka. Ruhe, Weite, Feuerholz ohne Ende und seegekuehltes Dosenbier.

Was wir bisher gesehen haben, reicht normalerweise schon fuer einen ganzen Urlaub. Deshalb gehen wirs jetzt entspannt an und lassen uns auch vom angekuendigten Regen nicht aergern. Nur einen Pinguin wollen wir unbedingt noch sehen – die hatten wir bisher nur auf Verkehrsschildern. (Im Gegensatz zu Schafen, Kuehen, Robben, komischen Voegeln und bayerischen Touristen)


Bisher leeres Versprechen…

Ankunft und erste Tage Down Under

Samstag, Januar 15th, 2005

Heide und Glen haben uns in Auckland in Empfang genommen und uns Asyl fuer die ersten paar Tage gewaehrt. Mit Heide hab ich an der TU Berlin zusammen studiert – immer gut, ein paar Freunde zu haben.
Auckland ist sicher aufregend und nett, aber dafuer bleibt mir spaeter noch genug Zeit. Erstmal wollen wir so bald wie moeglich weg und unsere Rundreise ueber die Insel starten.

Ankunft nach 3 Tagen Reise. Keine Fotomontge, nicht nachbearbeitet – echte Frische 🙂

Am Donnerstag starten wir unsere besondere Stadtbesichtigung auf der Suche nach einem Gebrauchtwagen. Sehr bald finden wir unseren Traumwagen: einen 1986er Toyota Masterace, mit Matratze und voller Campingausruestung. Verkaeufer sind 2 blonde Maedels aus Germany – die werden uns nicht uebers Ohr haun wollem, denk ich. Nach einigem Handeln wechselt er fuer gut 2000 Eurodollar zum 8. Mal die Besitzer.

Die ersten Kilometer mit dem unbekannten Japaner im Stadtverkehr auf der verkehrten Starssenseite sind nicht ohne. Ich fuehle mich zu meiner ersten Fahrstunde zurueckversetzt. Bald freunden wir uns miteinander an und schon am naechsten Tag brechen wir gen Sueden auf.

Das Wetter ist puenktlich zu unserer Ankunft sommerlich geworden. Bald ist es so heiss, dass wir uns nach einem erfrischenden Bad sehnen. Da sind wir hier in Rotorua aber falsch, hier gibts nur Termalquellen.

Eine heisse Badewanne unter brennender Sonne – immernoch besser als frieren.


Landschaft bei Rotorua

Abends finden wir am Lake Taupo einen unglaublich Platz fuer die erste Nacht in unserem „Wohn“mobil. Nur knapp abseits der Strasse, aber sehr schoen, weitgehend ungestoert und mit prima Sonnenuntergang (mit Nudeln).

Heute sind wir durch abwechslungsreiche Landschaft bis Wellington gefahren. Hier sitzen wir jetzt und warten auf die Faehre, die uns gleich auf die Suedinsel uebersetzen soll. Unterwegs hab ich erstmal die Radmuttern nachziehen muessen, da wir ein Rad beinahe verloren haetten. Das seltsame Quietschen ist aber noch nicht weg, nur anders…

Wenn es stimmt, was uns viele mit auf den Weg gegeben haben, dass die Suedinsel viel schoener als der Norden ist, muss es da ja wohl einfach unglaublich sein. Bisher waren schon einige Orte am Wege, wo man es laenger aushalten haette koennen, wenn wir nicht getrieben waeren, zur sagenhaften Suedinsel zu eilen…


Unterwegs nach Wellington – im Hintergrund Mt. Ruapehu

Auf nach Neuseeland – Zwischenstop Bangkok

Dienstag, Januar 11th, 2005

Dank eines Stipendiums vom DAAD werde ich von Februar bis Anfang Mai an der University of Auckland sein und dort an meiner Diss arbeiten. Bei der Gelegenheit moechten Kathleen und ich vorher noch ein paar Wochen Urlaub in Neuseeland machen. Am 9.1. haben wir uns daher zusammen auf den Weg down under gemacht. In Bangkok haben wir zur Minimierung von Stress und Jetlag einen Zwischenstopp mit Uebernachtung geplant. Und genau da sind wir jetzt.

Das Gute an so einem Stopover ist, dass man nicht die ewigen 24 Stunden Flug am Stueck absitzten muss. Ausserdem kann man in BKK ja bekanntlich billig einkaufen und lecker essen. Doppelt gemein ist allerdings, in einem Billigland wie Thailand essen zu gehen und dann noch all-you-can-eat zu waehlen, dessen Preis fuer 1,60m-Menschen mit entsprechender Nahrungsaufnahmekapazitaet kalkuliert wurde.

Einziger Minuspunkt ist das Wetter hier. 30 Grad, den ganzen Tag Sonnenschein – da werden wir in Auckland sicher enttaeuscht sein, wenn es „nur“ 20 Grad sind und es ab und zu regnet.

Etwas bedrueckend ist es auch, an der Polizeistation der Kaosan Road vorbeizugehen, wo am Zaun die Fotos der seit dem 26.12. vermissten Traveller haengen.

Am Flughafen fallen uns hunderte Muslime auf, die neben Bergen von Gepaeck sitzen. Aufklaerung bringt die Zeitung, die von der Hauptreisezeit fuer Mekka-Pilger berichtet. Auf einem Monitor, wo BBC laeuft, zeigen sie uns einen Bericht aus Muenchen, wo Monika Hohlmeier ueber Kruzifixe in bayerischen Schulen schwafelt. Wie weit muss man denn noch wegfahren…?